Kreistagsbeschluss von 1997 ruft ESBA GmbH ins Leben
Meppen. Sie bedeutet für viele ehemals langzeitarbeitslose Emsländerinnen und Emsländer den Einstieg in eine neue berufliche Perspektive und machte auch über die Kreisgrenzen hinaus von sich reden: Die Emsländische Service und Beschäftigungsagentur, kurz ESBA GmbH, begeht in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen.
Am 13. Oktober 1997 sorgte der Beschluss des emsländischen Kreistags dafür, dass die ESBA GmbH gegründet werden konnte. Ihre Aufgabe sollte sein, Existenzen zu fördern sowie die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen und dabei auch neue Wege zu gehen. „Man muss sich dazu vergegenwärtigen, dass die Zeiten damals andere waren als heute, mit Arbeitslosenquoten im Landkreis Emsland von 7,8 %“, sagt Landrat Marc-André Burgdorf. Aktuell liegt sie bei 3 % (Stand: September 2022).
Die ESBA ließ keine Zeit verstreichen: Gleich nach ihrer Gründung stellte sie dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) ein Konzept zur Zusammenführung der steuerfinanzierten Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe vor. Der Landkreis Emsland mit der ESBA wurde daraufhin 1998 zur Modellregion beim Kampf gegen die Arbeitslosigkeit. Mit einer Fördersumme von insgesamt 6.577.159 DM für fünf Jahre war die ESBA gut aufgestellt und lieferte: Der Bereich der ESBA, der als „Zentrum für Arbeit“ für die Arbeitsvermittlung zuständig war, band alle Akteure von der Agentur für Arbeit, den Arbeitslosenvereinigungen, bis zu den Arbeitgebern eng in das Konzept ein. So genannte Jobcoaches wurden eingestellt. Parallel wurde beim damaligen Arbeitsamt der entscheidende Antrag auf „Erlaubnis der Arbeitsvermittlung“ gestellt und innerhalb weniger Tage genehmigt. Der damalige Landrat Hermann Bröring setzte sich dafür ein, die Verwaltungsverfahren der Arbeitsvermittlung zu vereinfachen, um die selbst gesteckten hohen Ziele zu erreichen. Der ehemalige Chef des Bundeskanzleramtes, Bundesminister Friedrich Bohl, griff diese emsländische Idee sofort auf und setzte sich erfolgreich für die Verwaltungsvereinfachung ein. Dies führte zu schnellen und nachhaltigen Erfolgen bei der Arbeitsvermittlung. Weit über 3.000 Langzeitarbeitslose konnten in diesen Anfangsjahren in den ersten Arbeitsmarkt durch intensive Betreuung und Coaching integriert werden.
Der Erfolg führte dazu, dass das Konzept als Blaupause für die spätere Zusammenlegung von Arbeitslosengeld und Arbeitslosenhilfe zum heute geltenden Sozialgesetzbuch II (SGB II) diente. Die u.a. im Emsland gesammelten Erfahrungen wurden teilweise in der Gesetzesvorlage mit aufgenommen. „Das Emsland hatte damit einen „Marker“ für eine Gesetzesänderung gesetzt, um die Situation für Arbeitslose positiv zu verändern“, betont Erster Kreisrat Martin Gerenkamp. Das Projekt konnte nach fünf Jahren erfolgreich abgeschlossen werden.
Allerdings entschied die Verwaltungsspitze Ende 2004 die ESBA ab Frühjahr 2005 mit Einführung des neuen ALG II/ Hartz IV-Gesetzes weiterzuführen, um so die Vermittlung und Betreuung von ALG-II-Empfänger, für die der Landkreis Emsland zuständig wurde, fortzuführen. Zu den neuen Projekten zählte das vom Bundesarbeitsministerium geförderte Projekt „50Plus“. Beispielhaft stehen dafür zwei Initiativen: das Klimacenter in Werlte sowie das Erdöl- und Erdgasmuseum in der Gemeinde Twist. Die 50Plus-Mitarbeiter wurden hier versicherungspflichtig beschäftigt, gleichzeitig sensibilisiert und geschult für die Themen Nachhaltigkeit,
Klimaentwicklung/-wandel sowie die Geschichte des Emslandes. Am Ende wurden sie mit Unterstützung der Coaches in den ersten Arbeitsmarkt integriert. „Der Erfolg dieses Projekts ist nach wie vor deutlich zu sehen. Das Klimacenter in Werlte beispielsweise ist zu einem Leuchtturm für die Weiterentwicklung von innovativen energiepolitischen Themen geworden und daran haben vor allem ehemalige arbeitslose Mitarbeiter mitgewirkt“, sagt Burgdorf.
Neben den verschiedenen Einzelprojekten begleitete die ESBA GmbH im Wesentlichen die so genannten 1 €-Jobber (Leistungsbezieher nach dem SGB II -Sozialgesetzbuch II) zurück in das Arbeitsleben. In diesem Zusammenhang wurden zahlreiche Projekte im Naturschutz umgesetzt. Die Pflege der emsländischen Naturschutzgebiete und des Umfeldes wurde dadurch massiv nach vorne gebracht.
Auch die Aufenthaltsqualität entlang touristischer Routen an Ems und Hase konnte durch Einsätze der ESBA verbessert werden. In Zusammenarbeit mit den Tourismusverbänden wurden entlang der Radwege sowie in den Moorregionen Schutzhütten erstellt und aufgebaut. Gleichzeitig wurden Informationstafeln erarbeitet, um den Gästen die Landschaft und die wertvolle Natur näher zu bringen. Die Herrichtung der alten Dorfstelle Lathen/Wahn als Erinnerungsort ist ebenfalls eng mit der Geschichte der ESBA verknüpft.
Nicht zu vergessen ist auch die berufliche Integration von Zugezogenen und Flüchtlingen in den 1990er Jahren, als fast 25.000 Aussiedler ins Emsland kamen. Durch eine Vielzahl unterschiedlicher Maßnahmen, fanden sehr viele Aussiedler in Lohn und Brot und damit eine neue Heimat im Emsland. „Der Arbeitskräftemangel wäre heute deutlich stärker zu spüren, wären die Aussiedler seinerzeit nicht zu uns gekommen“, sagt Burgdorf.
Die aktuelle Zuwanderung aus der Ukraine ist ebenfalls ein Thema der ESBA. „Die ESBA ist zu einem Partner für die Neuzugezogenen geworden, denn sie kümmert sich sofort professionell und unbürokratisch in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden. Im ersten Schritt wurden wie immer Coaches eingestellt, die die Sprache der Neuzugezogenen beherrschen“, erläutert Gerenkamp.
„Vieles in der Arbeit der ESBA hat einen Mehrwert: Die touristische und wirtschaftliche Entwicklung des Emslandes wurde befördert, den arbeitslosen Personen wurde handwerkliches Wissen vermittelt und zudem das Selbstbewusstsein und Vertrauen in eigene Fähigkeiten wieder aufgebaut. Nicht nur darum kann man sagen, dass sich aus der ESBA eine emsländische Erfolgsstory entwickelt hat“, sagt Burdorf.
Quelle: Pressemitteilung des Landkreises Emsland, 11.11.2022